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Donnerstag, 16. Juli 2015

Ein Thema das mir sehr am Herzen liegt

Die letzten Tage waren voll gepackt und es blieb mir nicht viel Zeit. So ist das wenn man eine Familie hat, man setzt Prioritäten anders.

Heute Morgen riss mich der kleine Frosch um halb 5 aus dem Schlaf....und dann war es das. Also nutzte ich die Zeit und setzte mich an den Computer. Ich bin in einigen Foren unterwegs und schaue mir gerne andere Blogs an. Immerhin regen sie mich an dann etwas zu schreiben was mir am Herzen liegt. Heute Morgen war ich wie so oft in meinem Schwangerenforum unterwegs und habe so einige schöne und auch einige traurige Beiträge gelesen. Über einen Beitrag bin ich dann zu einem Blog gekommen.

Was ich dort gelesen habe kam mir selbst sehr bekannt vor. Es geht um das Thema "Fehlgeburt". Ich mag das Wort nicht, aber es heißt nun mal so. Gemeint ist damit eine nicht erfolgreiche Schwangerschaft die vor einem Kindsgewicht von 500 Gramm endet. Ein Kind das noch keinen Herzschlag hatte, oder ein Kind das einen Herzschalg hatte, aber einfach noch viel zu klein für diese Welt war. Ich weiß wie viel Wut und Trauer man in den verschiedenen Phasen danach erlebt und wie schwer es einfach ist sich in seinem eigenen Leben wieder zurecht zu finden. Ich muss das Thema jetzt aufteilen, da ich mich gerne über zwei Sachen dazu äußern würde.

Ich fange mal mit der ersten Sache an...und das ist Unverständniss. Die Menschen um einen herum die dieses Gefühl noch nie hatten, die werden es auch nicht verstehen. Ich neheme es ihnen nicht übel, denn so etwas wünsche ich niemandem. Aber es ist einfach so das wir mit den Fehlgeburten immer noch Missverstanden werden. Sprüche wie, "Ach ihr könnt es doch nochmal versuchen." , "Das war doch noch kein richtiges Kind.", "Es sollte einfach nicht sein."...das hilft uns nicht. Wenn euch genau so ein Satz auf der Zunge liegt...schluckt ihn runter.

Mein erstes Baby ( Ich schreibe nicht Fehlgeburt...) habe ich 2009 verloren. Ich wusste nicht was ich tun sollte und war der Situation völlig hilflos ausgeliefert. Es passierte zu Hause, auch wenn ich in dem Moment nicht wirklich wusste was da passierte. Ich sprach nicht wirklich mit Freunden darüber, die einzige der ich mich anvertraute war meine Mutter. Meine Frauenärztin erklärte mir was in nächster Zeit mit meinem Körper passiert und das wir 6 Monate warten müssten bis wir es wieder versuchen könnten. Das war es. Mehr Infos gab es nicht, für meine Umwelt war es vorbei. Aber für mich nicht. Ich verdrängte es so gut es ging, weil alle um mich herum das gleich taten. Ich dachte das wäre richtig. 2010 wurde ich dann wieder schwanger. Nachdem ich das Herz habe schlagen sehen, merkte ich irgendwann das etwas nicht stimmt. In der 9 Woche verließ uns das nächste Wunder. Diesmal musste ich eine Ausschabung vornehmen lassen. Ich wurde nur über die klinischen Aspekte aufgeklärt. Mir sagte keiner was mit meinem Kind passiert, was ich für Möglichkeiten habe, alles fühlte sich brutal an. Nach dieser Erfahrung litt ich lange unter Angstzuständen und hatte Panik vor bestimmten Situationen. Ich wusste nicht wie ich mir helfen sollte und glitt immer weiter ab. Mir wurde keine Hilfe angeboten und ich wusste auch nicht das mir welche zustand, also versuchte ich es alleine zu bewältigen. Innerlich zerrissen. Man fühlt sich einfach unverstanden. Der Frauenarzt ratterte wieder seine Standartsprüche herunter und ich wurde darauf hingewiesen das ich es in 6 Monaten wieder versuchen könnte. Mir war nicht klar warum man der Sache nicht nach ging und warum nicht untersucht wurde warum meine Kinder von mir gegangen waren. Erklärt wurde mir dann folgendes. Sie sind jung und gesund und 3 Fehlgeburten muss eine Frau hinter sich gebracht haben bis weiteres untersucht wird. Ich finde es einfach unmenschlich das eine Frau nur aufgrund ihres Alters und ihres offensichtlichen Gesundheitszustandes zu so etwas gezwungen wird. Klar ich war jung und ja ich war offensichtlich gesund...aber nur weil man mich nicht weiter untersucht hat. Ich musste mich mit dieser Aussage abfinden. 2011 wurde ich wieder schwanger, leider nahm es diesmal ein sehr frühes Ende. Ich ging mit dem positiven Schwangerschaftstest zum Arzt und er teilte mir mit das es schon zu Ende war bevor es richtig angefangen hatte. Da er keine intakte Schwangerschaft feststellen konnte, bekam ich auch keinen Nachweis über die dritte "Fehlgeburt". Somit saß ich wieder im selben Boot wie ein Jahr zuvor. Mein Arzt sagte mir das es bei mir anscheinend nicht das Problem wäre schwanger zu werden, sondern schwanger zu bleiben. Wenn einem das in so jungen Jahren passiert und unter den gesundheitlichen Vorraussetzungen, hätte ich vermutlich keine gute Chance jemals ein gesunden Kind zur Welt zu bringen. Mit dieser Aussage hatte sich mein Kinderwunsch für eine gewisse Zeit erledigt. Ich war einfach nur noch fertig. 2012 kam dann eine überraschende Wendung. Unerwartet und doch voller Freude wurde ich wieder schwanger und diesmal sollte es so bleiben. Ich setzte alles daran das dieses Kind bei mir bleibt. Und ich bin wirklich dankbar das es dann auch so war. Mein Fröschlein wurde geboren. Die Schwangerschaft war alles andere als leicht und es wurde mir auch nicht leicht gemacht. Aufgrund meiner Vorgeschichte wurde mir der Mutterpass erst sehr spät ausgestellt, weil man unnötigen Papierkram vermeiden wollte. Und diese Aussage habe ich wirklich bekommen. Nun denn, nachdem wir erfolgreich das Fröschlein auf die Welt gebracht hatten, kam 2014 das nächste Wunder. Ich war wieder schwanger. Nicht geplant, aber trotzdem erwünscht. Ich ging wieder zu meiner alten Frauenärztin und der Horror ging erst so richtig los. Diese Schwangerschaft war die reinste Achterbahnfahrt und es ließ sich leider schon sehr früh absehen das es nicht klappen wird. Ab der 6. Woche entwickelte sich unsere kleine Maus leider nicht weiter und ich musste in der 11. Woche eine Ausschabung vornehmen lassen. Aber diesmal war alles ganz anders. Und damit komme ich langsam zu dem zweiten Thema das ich ansprechen wollte. Als ich nach der OP  wach wurde, saß tatsächlich eine Seelsorgerin neben meinem Bett und sprach mit mir. Sie erklärte mir alles und bot mir an mein Baby bestatten zu lassen. Ich war so überwältigt von Trauer und Glück zugleich das ich es kaum erklären kann. Ich nahm die Informationen dankend an. Da mein Mann und ich 3 Monate später heiraten wollten, ging alles recht schnell. Das kleine wurde untersucht und ich setzte mich mit der örtlichen Sternenkinderambulanz zusammen. Mir wurden viele Möglichkeiten angeboten. Und letztendlich konnte ich mein Kind bestatten lassen. Es landete nicht im Klinikmüll, sondern ich konnte entscheiden wo es hin kommt. Wie es zu seiner letzten Ruhe gebettet werden sollte und was ich ihm mit geben wollte. Ich konnte einfach Abschied nehmen.


Und das habe ich zwei Personen zu verdanken. Barbara und Mario Martin. Falls ihr die beiden nicht kennt, sie sind es die das möglich gemacht haben. Bis vor kurzem war es nicht möglich Kinder unter 500 Gramm eine Geburtsurkunde ausstellen zu lassen oder sie bestatten zu lassen. Sie wurden einfach nicht als Kinder angesehen und landeten im Klinikmüll. Traurig aber wahr. Die beiden haben sich nach einem schrecklichen Schicksalsschlag dafür eingesetzte genau das zu ändern. Ich habe sie von Anfang an unterstützt und alles mitverfolgt. Auch die Live Übertragung von der Abstimmung im Bundestag, es war einfach unglaublich wie weit die beiden gegangen sind um das möglich zu machen. Wer alles genau wissen möchte, dem kann ich nur ihr Buch ans Herz legen.

Fest im Herzen lebt ihr weiter

Hier steht die ganze Geschichte von den beiden drin. Jeder der annähernd wissen möchte wie es einer Mutter nach so einem Verlust geht, oder welche Geschichte die beiden für uns Eltern von Sternenkindern geschrieben haben, der sollte sich das Buch wirklich kaufen. Auf den ersten und letzten Seiten sind hunderte Sternenkinder verewigt, darunter auch meine vier Sternchen. Ich kann nicht sagen wie unglaublich dankbar ich dafür bin. Es steht bei uns im Wohnzimmer.

So ich denke das war erstmal alles zu dem Thema und ich hoffe ich konnte euch ein wenig das Thema Sternenkinder näher bringen. Es gibt tausende Sternchen dort oben am Himmel und viele trauernde Eltern hier unten auf der Erde. Mit der Zeit werden sie lächelnd an sie zurück denken, aber am Anfang tut es einfach nur weh. Bitte bedenkt das wenn euch Eltern eines Sternenkindes begegnen.


LG die Froschma

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